Moderne Endodontie ohne Schmerzen

Was versteht man unter Endodontie?
Mit dem Wort „Endodontie“ wird in erster Linie der Bereich in der Zahnheilkunde bezeichnet, der speziell dem Zahnerhalt dient und das auch bei besonders stark befallenen und entzündeten Zähnen bzw. Zahnwurzeln. Während früher solche Zähne entfernt werden mussten, haben wir heute ganz neue Möglichkeiten, diese zu reparieren und damit dauerhaft zu erhalten. Der Begriff der Endodontie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet übersetzt die „Lehre vom Zahninneren“. Das Ziel der Endodontie ist das Erhalten der Zähne mittels einer Wurzelbehandlung. Sie umfasst sowohl das Gewebe im Wurzelkanal als auch den die Wurzelspitze umgebenen Kieferknochen.
Der Zahn besteht dabei nicht immer nur aus einem einzigen, sondern manchmal aus bis zu sechs Wurzelkanälen, die gekrümmt oder abgewinkelt durch den Zahn verlaufen und dazu auch noch etliche Nebenkanäle und Abzweigungen aufweisen.

Wann kommt die Endodontie zum Einsatz?
Die häufigste Ursache für eine Entzündung der Wurzel ist zunächst einmal eine Karies, die sehr nahe an den Zahnnerv heranreicht. Genauer bedeutet das, dass Bakterien in das Innere eines gesunden Zahns dringen und das Zahnmark, auch „Pulpa“ genannt, oder direkt den Nerv des Zahnes angreifen und infizieren, noch bevor die Wurzel des Zahns selbst angegriffen wird. Das führt zu einer schwerwiegenden Entzündung, die den Zahn immer mehr beschädigt und zu unangenehmen Schmerzen führen kann. Die Symptome sind so vielfältig wie die Ursachen. Möglicherweise ein leichtes Ziehen, Heiß-oder-kalt-Empfindlichkeit, Druckschmerzen bei Berühren oder Kauen, eine Aufbissempfindlichkeit oder eine „dicke Backe“ können alles Anzeichen dieser Entzündung sein.

Eine Zahnwurzel hat mindestens einen Kanal. Dieser verbindet das Zahninnere und mit dem gesamten Kieferknochen, so dass die Entzündung viel Raum hat, um sich allmählich auszubreiten. Wenn dies geschieht, kann der Schmerz bis ins unerträgliche wachsen. Es ist ebenfalls möglich, dass  eine Entzündung im Kieferknochen lange unbemerkt bleibt, sogar über Jahre hinweg schleichend voranschreitet, da unser  Immunsystem die Wirkung des Bakterienbefalls eine Zeit lang bekämpfen und eindämmen kann. Dennoch bleibt der Entzündungsherd weiter erhalten und führt zu einer dauerhaft starken Belastung des gesamten Immunsystems.

Die meisten Menschen verbinden eine Entzündung nur mit einigen typischen sichtbaren Merkmalen, wie Rötung, Schwellung und Eiterbildung. Doch auch die unbemerkte, chronische Entzündung des Kieferknochens belastet den gesamten Organismus.

Wird der so fortgeschritten angegriffene Zahn nicht behandelt, dringt die Entzündung über den Kieferknochen bis ins Weichgewebe vor. Ein Abszess, bestehend aus Eiter und Entzündungssekret ist die Folge und stellt sich als Zahnfleischschwellung oder sogar Gesichtsschwellung dar. An dieser Stelle bietet die moderne Endodontie die Möglichkeit diesen Zahn zu erhalten und nicht wie oft in diesem Stadium zu entfernen.

DIE BEHANDLUNG UND DIE NOTWENDIGEN INSTRUMENTE
IM BEREICH ENDODONTIE

Untersuchung (Diagnostik)
Eine moderne Wurzelkanalbehandlung erfordert ein spezielles Fachwissen. Sie ist aufwendig, sehr zeitintensiv und erfordert vom Behandler deshalb viel Erfahrung, Ruhe, Geduld ebenfalls eine gewisse Routine und Fingerspitzengefühl. Mit jährlich hunderten von Wurzelbehandlungen können Sie in unserer Praxis einem langjährigen Erfahrungsschatz vertrauen. Das beginnt mit einer gründlichen Untersuchung, unterstützt durch modernste Technik und einer sorgfältigen Planung des Eingriffs.

Bei der Behandlung nutzen wir dann eine technisch hochwertige Spezial- Ausstattung unserer Praxis: Geräte, Instrumente und Materialien. Eine optimale Wurzelbehandlung benötigt: Operationsmikroskope, flexible Nickel-Titan-Aufbereitungsinstrumente, minimalinvasive Ultraschallgeräte und elektrometrische Längenmessungs-Geräte.

Kofferdam und Sehhilfe
Zunächst ist für uns Zahnärzte eine gute Übersicht notwendig, weil wir natürlich präzise sehen müssen, was wir behandeln.
Ganz wichtig dabei ist ein isolierendes Gummituch, der Kofferdam. Es wird um den zu behandelnden Zahn gelegt um das Risiko einer Infektion durch die umgebende Mundflora entscheidend zu verringern.
(Was ist ein Kofferdam?)
Wir behandeln ausschließlich mit Lupenbrille und Mikroskop. Hiermit ist nicht nur die 20fache Vergrößerung des Zahninneren möglich, sondern er wird auch sehr hell ausgeleuchtet, so dass auch kleinste Kanälchen und Abzweigungen, sowie Mikro-Risse sichtbar werden.

Aufbereitung/Feilen
Ist der Zahn von Bakterien befallen, müssen diese, sowie infizierte Gewebereste und dabei entstehende giftige Stoffwechselprodukte sorgfältig entfernt werden. Unsere Praxis arbeitet mit den modernsten, flexiblen und sehr präzise Feilen. Diese High-Tech-Instrumente sind bruchsicher und drehmomentgesteuert. Besonders wichtig bei feinen gekrümmten Kanälen. Hiermit ist die Präzision deutlich höher, als die klassische Handarbeit von früher. So können die Wurzelkanäle perfekt ausgeformt und für die endgültige bakteriendichte Wurzelfüllung vorbereitet werden.

Ultraschall
Minimalinvasive Ultraschallgeräte sind eine der wichtigsten Neuentwicklungen in der modernen Wurzelbehandlung. Sie helfen sehr zahnsubstanzschonend, kleine, versteckte Kanälchen sichtbar zu machen. Zusätzlich lösen sie alle Verkalkungen (Dentikel) und aktivieren die Spülflüssigkeit, damit diese bis in die kleinsten Verzweigungen gelangt.

Desinfektion
Nach der Behandlung des Zahns muss dieser desinfiziert, werden. Das erreichen wir mit speziell abgestimmten Spüllösungen die mit Ultraschall aktiviert werden. In schweren Fällen ergänzen wir die Desinfektion mit Medikamenteneinlage in den defekten Bereichen. Ganz wichtig ist die abschließende Versiegelung des Zahnes (genannt auch: adhäsives Verschließen), damit neue Bakterien nicht mehr eindringen und den behandelten Zahn angreifen können.

Füllung
Nachdem die Behandlung die Ursachen aller Entzündungen entfernt hat, muss der Wurzelkanal natürlich wieder aufgefüllt, das heißt, bakteriendicht verschlossen werden. Wir benutzen zwei etablierte Techniken (Fachbegriffe: „Schilder-Technik“ oder „Continious Wave“), um mit der Füllmasse (Guttapercha) die entstanden Hohlräume perfekt dicht zu füllen und an den Rändern mit dem natürlichen Zahnschmelz zu verbinden. Dabei erwärmen wir die Masse um das fein verzweigte Wurzelkanalsystem optimal auszufüllen. Die Wahl der richtigen Materialien und der idealen Temperaturen ist Gegenstand der aktuellen Forschung, die wir intensiv verfolgen. Ganz am Ende versiegeln wir den Zahn dann noch mit Kunstharz (Sealer).

In ganz besonders schweren Fällen (z.B. weit voran geschrittene Entzündung oder Perforationen) nutzen wir auch das in den 90er Jahren von einer Forschungsgruppe an der Universität von Loma Linda entwickelte High Tech-Füllung MTA (Mineral Trioxid Aggregat). Es handelt sich dabei um einen modifizierten hochreinen Portlandzement.

Die meisten Zähne, die am Wurzelkanal behandelt wurden, sind aufgrund der Zahnhartsubstanzdefekte bruchgefährdet und instabil. Daher muss der Zahnarzt diese stabilisieren, wobei meistens eine Krone oder Teilkrone verwendet wird. Eine Alternative ist eine adhäsive Füllung. Ist der Zahn schon zu stark beschädigt, lassen sich moderne Wurzelstifte (Glasfaserkeramik, metallfrei!) verwenden, die den Defekt aufheben und den Zahn, meistens sogar dauerhaft, zusammenhalten.

Dann hat die Endodontie ihre Aufgabe erfüllt und der Mensch dankt es ihr mit einem schönen Lächeln.
Wichtiger noch für Sie als Patient: Die Entzündungen sind verschwunden. Ihr gestresstes Imunsystem wird es Ihnen danken. Sie haben dauerhaft Ruhe und der behandelte Zahn kann noch genauso lange erhalten bleiben wie Ihre Gesunden!

Ach ja, das leidige Thema: „Angst vor Schmerzen“. Da können Sie bei uns ganz beruhigt sein. Dank schonender Lokalanästhesie sind bei uns schon so mancher Patienten auf dem Behandlungsstuhl eingeschlafen. Nach der Behandlung arbeitet das Imunsystem natürlich mit der Heilung. Das ist manchmal zu spüren. Aber viele Patienten sind völlig überrascht, wie schnell die Heilung heute wegen der minimalinvasiven Herangehensweise voranschreitet. Eine gute und moderne Endodontie ist daher heutzutage problemfrei für Patient und Behandler.